Zu Besuch bei Familie Otter

Im Wildpark Eekholt werden seit 2003 erfolgreich kanadische Fischotter nachgezüchtet

Eekholt. Geschnappt – und schnell weg mit der Beute, auf den sicheren Baumstamm im See! Dort mümmelt Lars in aller Ruhe den Fisch zwischen seinen Klauen auf. Lars ist ein kanadischer Fischotter – und gehört zu den besonders spannenden Tieren im Wildpark Eekholt: das putzige Säugetier aus der Familie der Marder ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie unter sehr guten Bedingungen die Zucht von diesen Tieren gelingen kann.

Wo Fischotter leben, ist die Natur intakt

Denn Lars ist im Park zur Welt gekommen; seine Eltern Sid und Fina leben im Gehege nebenan. Der hier heimische europäische Fischotter hingegen hat es derzeit weniger leicht – er steht auf der Roten Liste der besonders gefährdeten Tierarten. Dabei, heißt es von der Deutschen Wildtier Stiftung, verbinde kaum ein anderes Säugetier die Elemente Land und Wasser so perfekt wie er: Wo Otter sich wohlfühlen, an stehenden und fließenden Gewässern mit natürlich bewachsenen und schilfreichen Uferzonen, gilt die Natur noch intakt. Doch verbaute und kanalisierte Gewässer, trockengelegte Feuchtgebiete und die Vernichtung von Uferrandzonen minimieren die Überlebenschance dieser Art.

Fischotter Lars lässt sich an sicherem Platz ein Rotauge schmecken. Foto: Nortex

Gefährdetes Tier des Jahres 2021

„Die Deutsche Wildtier Stiftung hat den Fischotter zum Tier des Jahres 2021 gekürt, um darauf aufmerksam zu machen, wie gefährdet er selbst und seine Lebensräume sind“, erklärt dazu Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. Wie viele Otter es in Deutschland gibt, lasse sich laut Experten nur schwer schätzen. Fest steht: Im Osten Deutschlands ist er häufiger zu finden als im Rest der Republik; und es gibt eine Tendenz zur weiteren Ausbreitung.

Luca Niemeier ist Tierpfleger in Ausbildung im Tierpark Eekholt. Der 20-Jährige ist von der Fischotter-Familie, die er betreut, fasziniert. Foto: Nortex

In Eekholt kümmert sich Luca Niemeier darum, dass es der kanadischen Fischotter-Familie gut geht. Mit einem Eimer voller Fische geht er zu den weitläufigen Gehegen, zu denen jeweils auch eine Wasserfläche gehört. Der 20-jährige ist Tierpfleger im zweiten Ausbildungsjahr; er schwärmt von den Eigenschaften und Fähigkeiten der Otter. „Das sind schon sehr beeindruckende Tiere“, sagt er: „Sie besitzen zum Beispiel keine isolierende Fettschicht für den Winter. Sie nehmen zum einen viel Nahrung auf, 10 bis 20 Prozent ihres Körpergewichts, um sich Energie zu holen. Und zum anderen haben sie ein unglaublich dichtes Fell: auf einen Quadratzentimeter Haut wachsen bei ihnen bis zu 50.000 Haare, bei uns Menschen sind es gerade einmal 120.“ Durch das extrem dichte Fell komme keinerlei Wasser an die Haut der Tiere, sodass die Otter dadurch keinen Wärmeverlust haben.

Begradigung verhindert: Die Osterau blieb naturbelassen

Die Osterau fließt durch den Wildpark Eekholt – dessen Gründer, Hans-Heinrich und Theda Hatlapa, setzten sich dafür ein, dass der kleine Fluss nicht begradigt wurde. Foto: Nortex

Dass in der Natur rund um den 1970 von Hans-Heinrich (verstorben 2009) und Theda Hatlapa  gegründeten Naturpark auch wilde europäische Fischotter leben, darauf gibt ein Warnschild an einer Brücke über die Osterau einen Hinweis. Den Hatlapas gelang es mit weiteren Helfern, die damals fast überall vorgenommene Begradigung des Flusses zu verhindern: So schlängelt er sich bis heute in seinem natürlichen Bett und gilt als eines der besonders schützenswerten Fließgewässer in Deutschland.

Der Kanadische Fischotter im Überblick

Der Kanadische Fischotter ist eng verwandt mit dem europäischen Fischotter. Beide Arten gehören zur Familie der Marder und unterscheiden sich äußerlich nur geringfügig: Der Europäische Fischotter ist etwas heller im Fell und etwas zierlicher in seiner Statur. Er lebt überwiegend als Einzelgänger, seltener auch paarweise. Der Kanadische Fischotter hingegen lebt in Familienverbänden. Die Zucht bei Kanadischen Fischottern gelingt nur selten, seit 2003 ist sie im Wildpark Eekholt erfolgreich.    Der Fischotter hält keinen Winterschlaf, im Winter werden Atemlöcher und Ausstiege bei zugefrorenen Gewässern eisfrei gehalten. Bei starker Störung und Nahrungsmangel unternimmt er weite Wanderungen in neue Lebensräume.  Er wird 60 bis 100 Zentimeter lang, 7 bis 18 Kilogramm schwer und 15 bis 23 Jahre alt. Seine Nahrung besteht aus Würmern, Insekten, Muscheln, Krebsen, Fischen, Amphibien, Reptilien, Nagetieren und Kleinsäugern.