Rotwein, Weißwein und Sekt: Seit 10 Jahren wird in Schleswig-Holstein Wein angebaut.
Westensee. Dornfelder, Riesling, Burgunder – allesamt bekannte Weine, die vor allem im sonnigen Südwesten Deutschlands gekeltert und weit darüber hinaus gern getrunken werden. Doch der Norden holt auf: Seit 2009 wird auch in Schleswig-Holstein offiziell Wein angebaut. Von den nordfriesischen Inseln Sylt und Föhr bis nach Plön und Ostholstein sind quer durchs Land auf rund 30 Hektar Fläche kleine und größere Weingüter entstanden.
Dort kümmern sich Winzer um ihre Rebstöcke, 2018 lag der Ertrag bei knapp 50.000 Litern Rot- und Weißwein. Wie ist das beim manchmal recht rauen „Schietwetter“ zwischen Nord- und Ostsee möglich?
Auf dem Gut Deutsch-Nienhof, mitten im Land und idyllisch gelegen an einem Naturpark, löst Gutsbesitzer Sven Hedemann von Heespen das Rätsel auf. Er hat schon früh nach Alternativen zur gewöhnlichen Landwirtschaft gesucht. Seit das Bundesland Rheinland-Pfalz 2009 für zehn Hektar Weinanbaurechte an Schleswig-Holstein abgab, konnten sich Interessierte um eine Lizenz bewerben.
Weil er die Voraussetzungen erfüllte, erhielt von Hedemann-Heespen den Zuschlag. So entstand ein Weinberg auf dem Gutshof südlich des Westensees, unweit der Landeshauptstadt Kiel. Dort wachsen auf rund 20 000 Quadratmetern südlicher Hanglage Rebstöcke der Sorte Rondo und Cabernet Cortis, aus deren Trauben Rotwein gekeltert wird, und der Sorte Solaris, aus der Weißwein entsteht.
„Es sind Reben, die von Natur aus gegen Pilze resistent sind“, erläutert von Hedemann-Heespen. „Das ist wichtig für uns, denn wir betreiben biologischen Anbau und spritzen nicht.“ Auch die Hanglage sei bedeutsam, damit der Spätfrost besser von den Blüten abfließen kann, schildert er weiter. Nur zu nass dürfe es nicht werden.
So ergab der „Jahrhundertsommer“ im letzten Jahr eine gute Ernte, während 2019 aus Sicht des Weinbauern „viel zu nass“ war. Die Trauben vom Gut werden bei einem Bio-Winzer in Rheinhessen gekeltert. Rund 3000 Flaschen „Kroon 54,15“ sind es dieses Jahr. So nennt der Gutsbesitzer seinen Wein, nach einem Kranich, der auf diesem Breitengrad anzutreffen ist. Das Flaschenetikett hat er selbst gestaltet: es soll die Beziehung zwischen Mensch, Natur und
Kulturlandschaft aufzeigen.
