„Sei einzigartig“

Vielseitig und mit Tradition: Interview mit Modedesignerin Janina Bauer zur aktuellen Kollektion von Creation Bauer  

Leidersbach. Hochwertige und attraktive Kleider, Blazer und mehr: das verbindet der deutsche Modehersteller Creation Bauer mit traditionellen Stilelementen. Die aktuelle Kollektion hat Janina Bauer kreiert. Hier erzählt die 31-Jährige, was ihr dabei wichtig war, wovon sie sich inspirieren lässt und welche Kleidungsstücke sie selbst besonders ins Herz geschlossen hat.

Schick kombiniert: Unser Beitragsbild zeigt Modedesignerin Janina Bauer (Mitte re., mit Hut), die die von ihr kreierte Kollektion natürlich auch gern selbst trägt. Foto: Creation Bauer

Frau Bauer, was tragen Sie heute?

Janina Bauer: Es ist sommerlich warm, deshalb trage ich ein Kleid aus unserer Kollektion in den Farben blau, zimt und creme; mit einem Paisley- Druck darauf und aus Viskose- Crêpe. Es ist fließend und hat einen leichten Glanz. Cool ist dabei: Man kann es nicht nur als Kleid tragen, sondern auch eine Jeans oder Stoffhose darunter anziehen, oder ein Top dazu und das Kleid offenlassen; dann wäre es wie eine luftig-fließende Jacke mit sommerlichen Charakter.

Das hört sich richtig vielseitig an…

Stimmt! Ich finde es schön, dass wir heute in einer Zeit leben, in der einem keiner mehr vorschreibt, beispielsweise einen zugeknöpften Blazer tragen zu müssen – sondern ich kann mich entscheiden, was ich miteinander kombinieren will.

Was macht die aktuelle Kollektion aus?

Blazer und Mäntel sind ja unser Steckenpferd, im Sommer kommen noch Kleider und Röcke hinzu. In der aktuellen Kollektion haben wir mit floralen Stickereien gespielt: Das sieht man zum Beispiel an einem Blazer, der am Rücken eine Stickerei wie ein Blumenbukett hat. Daneben haben wir eine Kombination aus ruhigen Erdfarben, die das Kleidungsstück sehr edel wirken lassen – eben ein wenig gedeckter. Und dann treffen diese Schnitte auf sehr kräftige Styles mit kräftigen, fröhlichen Farben, die angesagt sind – das kann ein Pink sein, ein Hellblau oder die Trendfarbe Ocker. Das macht die Kollektion: dass man wählen kann zwischen dezenten oder kräftigen Tönen und opulenten Blumenstickereien.

Und was ist Ihr Favorit?

Ein schlichter, kurzer und khakifarbener Blazer, den ich gern mit einem Rock, schwarzen Boots und meistens einem Hut individuell kombiniere. Das ist ein weiterer Vorteil der Kollektion: man kann sie ausgefallen oder auch schlicht kombinieren, je nachdem, welcher Typ man ist.

An welche Zielgruppe richtet sich ihre Mode?

Wir haben Teile in unserer Kollektion, die trage ich und die trägt auch meine Mutter gern. Wir wenden uns an Frauen, die die Herkunft und Wertigkeit unserer Produkte, beispielsweise aus edler Alpaka-Wolle oder mit handwerklich aufwändig verarbeiteten Paspel- Knopflöcher, wertschätzen. Dazu gibt es bei uns den Leitsatz „be one of a kind“, zu deutsch „sei einzigartig“: Wir möchte die Frauen dazu inspirieren, selbstbewusst und einzigartig durch die Welt zu gehen. Unsere Kleidung ist keine Massenware, und das ist auch okay – so bleibt sie etwas Besonderes.

Lassen sich Trends bei Formen und Stoffen nennen?

Leinen rückt gerade in den Vordergrund. In der Branche wird viel über Nachhaltigkeit gesprochen; dazu passt Leinen gut, denn es ist ein nachwachsender Rohstoff. Übrigens einer, den wir für unsere Kollektionen häufig einsetzen! Bei den Passformen variieren wir gern: Bei uns gibt es Schnitte, die komfortabler und solche, die ein wenig knackiger sind, tailliert und mit enger geschnittenen Oberarmen. Bei ersteren empfehlen wir, diese Schnitte insbesondere für große Größen zu ordern. Wir fangen an bei Größe 32, es geht bis Größe 54.

Wie ist der Entstehungsweg eines Blazers?

Das fängt viel früher an als mit der Erstellung einer Skizze. Eigentlich damit, dass man sich als Designerin mit angesagten Trends auseinandersetzt. Was sagen die großen Modeschauen in Paris, Mailand und London? Man informiert sich über den Zeitgeist! Auf Stoffmessen zeigen die Weber und Lieferanten, was sie Neues entwickelt haben.

Dann geht‘s an die eigentliche Kollektionserstellung: Wie kann ich Farben, Formen und Stoffe auf die Handschrift meiner Kollektion umsetzen? Wenn die Skizzen und Stoffauswahl stehen, fertigen unsere Produzenten, zu 95 Prozent in EU-Ländern wie Litauen und der Slowakei, erste Muster an. Dann nehmen wir ab, ob die Muster uns gefallen und Passform sowie Verarbeitung stimmen. Wenn ja, gehen wir damit auf die Ordermessen, wo es unsere Firmenkunden ordern können.

Modisch trifft Creation Bauer aus dem Süden auf Nortex im Norden…

Unsere Kollektion ist ein Gemisch aus Mode, aktuellem Zeitgeist und eben ein wenig traditionellen Elementen; es ist keine richtige Tracht, auch wenn wir Elemente davon verwenden. Vielleicht ist es das, was die „Nordlichter“ schön finden.

Wie kamen Sie zur Mode, und was bedeutet sie Ihnen?

Mode begleitet mich schon mein ganzes Leben: Ich bin ja in einer Familie aufgewachsen, bei der das Modeunternehmen schon bestand. So habe ich das von Anfang an mitbekommen und angefangen, es zu leben. Das hat mir niemand vorgeschrieben, ich habe mich einfach dafür begeistern können. Als ich Kind war, hatten wir vor Ort eine kleine Musterproduktion, da haben wir in der Werkstatt gespielt. Später durfte ich meinen Vater auf Messen begleiten. Nach dem Schulabschluss gab es für mich nichts anderes: Zuerst habe ich eine Ausbildung zur Maßschneiderin gemacht, dann an einer Fachschule Modedesign studiert. 2018 bin ich ins Unternehmen eingetreten.

In welcher Funktion arbeiten Sie heute?

Ich bin als Modedesignerin angestellt und trage die Verantwortung für die Kollektion. Sie entsteht in enger Absprache mit meinem Vater, der ein Firmen-Urgestein ist und den Stil unserer Mode maßgeblich mitgeprägt hat. Denn er hat die Nähe zu unseren Kunden und weiß genau, was diese wollen. Wie wird Nachhaltigkeit im Unternehmen „gelebt“? Wir achten darauf, in EU-Ländern zu produzieren und, wenn möglich, Stoffe aus der EU zu beziehen. Dazu arbeiten wir mit dem letzten deutschen Volltuchweber zusammen, der den Stoff spinnt und webt. Und wir achten auf kurze Wege; denn man kann Bio-Baumwolle nutzen, aber wenn die den halben Erdball umflogen oder umschifft hat, ist das für mich nicht mehr unbedingt nachhaltig.