Schlager und Welthits auf Plattdeutsch: Stephanie Steup tritt am 27. März bei Nortex auf
Neumünster. Seit knapp zehn Jahren tritt Stephanie Steup mit „Rock.Pop.Platt“ als Sängerin und Tänzerin im echten Norden auf. Die Spezialität der Holsteinerin: Sie singt mal lustige, mal liebevoll-melancholische Texte auf Plattdeutsch zu bekannten Schlagern sowie zu Rock- und Popmusik. Im Interview schildert Steup, warum ihr der Dialekt so viel bedeutet – und was sie für den Auftritt am Verkaufsoffenen Sonntag bei Nortex plant.
Frau Steup, wie kam es dazu, dass Sie auf der Bühne „op Platt“ singen und dazu tanzen?
Stephanie Steup: Es begann alles mit Opa Willi, der bei uns in der Familie im Haus gelebt hat und 90 Jahre alt geworden ist. Er war ein eingefleischter Plattdeutsch-Sprecher. Auch für meine Mutter war Hochdeutsch die erste Fremdsprache, die sie in der Schule lernte; zuhause in meiner Familie haben wir also immer Plattdeutsch geschnackt. Ich habe ohnehin eine große Affinität zu Sprachen – aber Platt strömt einfach so durch mich und mein Herz, ist in mir verankert. Es ist so ursprünglich, hat diesen Charme und berührt einen im Bauch und Herz. Irgendwann habe ich angefangen, plattdeutsche Texte zu schreiben und sie zu bestimmten Melodien zu singen.

Welche Lieder liebt Ihr Publikum besonders?
Es hat etwas ganz Humoriges, wenn ich mir ein bekanntes Lied schnappe und daraus etwas komplett Anderes mache. Das ist zum Beispiel bei „Dithmarscher Köm“ so, mit der Melodie aus „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens. Auch in Dithmarschen gibt es ja die Auf’s und Ab’s im Leben: Wenn es gut läuft, feiert man das – und wenn nicht, hat man eben trotzdem Köm am Start. Die Musik ist sehr eingängig, und ich habe echte Orte mit dem Text verknüpft. Anderes Beispiel: „Rolling in the deep“ von Adele heißt bei mir „Mitten dörch de Schiet“. Pumps sind die Leidenschaft der Frauen – und wenn sie die anhaben, kommen sie auch zum Melken nicht mehr in den Stall, denn da soll ja nix drankommen an die Dinger!
Ich scheue mich aber auch nicht, ein Lied wie „Hallelujah“ von Leonard Cohen zu nehmen und daraus eine Art Friedenslied zu machen. Das ist ja im Moment hochaktuell: zu gucken, wie jeder seine Stimme findet, um zum Weltfrieden beizutragen und sein eigenes „Hallelujah“ zu singen.
Wie kann man sich ihr Ensemble „Danzdeerns“ vorstellen?
Wir haben nicht alle ein Gardemaß und sind auch nicht alle 17 Jahre, sondern wir sind sehr unterschiedlich und jede auf ihre Art schön. Und genau das mögen viele Zuschauer bei uns: Weil sie sich so viel besser mit den Menschen auf der Bühne identifizieren können.
Was planen Sie für ihren Auftritt bei Nortex am Sonntag?

Es gibt auf jeden Fall einen Nortex-Song, der von Mode und der Suche nach der richtigen Kleidergröße handeln wird. Außerdem geht es um Wetterfestigkeit: „Ut Rand un Band an de Waterkant“ heißt der Song nach der Melodie von „Singing in the Rain“. Dazu gibt es mehrere Bühnen-Outfits – zum Beispiel einen glitzernden Paillettenanzug, auch ein 1950er-Jahre-Kostüm und ein Nonnen-Outfit. Für die Kostüme sorgt eine begnadete Schneiderin hier bei mir im Dorf. Aber mehr verrate ich nicht…
Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Ich habe Lust aufs Leben. Ich bin schillernd, ich bin bunt – und bodenständig zugleich. Mit mir kann man Friesenleberwurst essen und Champagner trinken. Das ist die Mischung.

Und wie ihr Publikum?
Auch bunt, zum Beispiel vom Alter her: Die kleine Marie und Emilia sind jetzt sieben Jahre jung und schon im Fanclub. Und dann gibt es hochbetagte Menschen, die auch gern mitschunkeln bei meinen Konzerten. Ende letzten Jahres habe ich gemerkt, dass es manchmal gelingt, kritische Menschen durch meine Musik zu etwas Positivem zu bringen. Es gibt Plattdeutsch-Beginner und Fortgeschrittene, die treffen sich auf meinen Konzerten und lernen voneinander. Die Sprache bildet eine Art Klammer, die beide verbindet.
Ist Plattdeutsch heute wieder „im Trend“?
Plattdeutsch hatte früher einmal eine etwas verstaubte Anmutung – das entwickelt sich jetzt aber in eine ganz andere Richtung. Heute wird das lockerer und unverkrampft gehandhabt: Plattdeutsch kann jeder sprechen, einfach, weil es die Sprache ist, die hier aus Schleswig-Holstein kommt. In meinen Konzerten kann man erleben, dass Platt auch sehr modern sein kann. Und dass die Themen, egal in welcher Sprache sie gesungen werden, immer irgendwie funktionieren und die Leute bewegen.
Haben Sie als Künstlerin das Gefühl, dass die Schleswig-Holsteiner nach der pandemiebedingten „Durststrecke“ kulturellen Nachholbedarf haben?
Das glaube ich schon. Es gibt natürlich eine Gruppe, die noch vorsichtig ist wegen der Pandemie; aber viele scharren jetzt mit den Hufen und sagen: ‚Wir freuen uns so, wieder pure Lebenslust zu spüren!‘ Bei meinen Auftritten gibt es etwas fürs Herz und für die Seele. Die Energie, die wir mit den Leuten teilen, hat etwas besonders Erfüllendes. Die, die das schon kennen, haben es schmerzlich vermisst und freuen sich jetzt schon tierisch darauf, dass es wieder losgeht.

Wie haben Sie die Pandemie überstanden?
Am Anfang war ich in einer Art Schockstarre. Es hat danach eine Zeitlang gedauert, bis künstlerisches Tun für mich wieder möglich war. Dann hat es geholfen, als die Menschen zu mir sagten: ‚Wir freuen uns schon darauf, wenn du wieder etwas machst.“ Ein Konzert per Online-Stream ist einfach nicht dasselbe; trotzdem gab es auch da ein tolles Feedback vom Publikum. Insgesamt war es eine sehr anspruchsvolle Zeit, eine große Herausforderung. In der Pause konnte man als Künstlerin einmal innehalten und gucken: Ist es das, was du tun möchtest? Für mich stand fest: Ja!
Was tun Sie, wenn Sie einmal nicht auf der Bühne stehen oder an einer neuen Choreographie arbeiten?
Ich habe einen wunderbaren Seelengefährten, das ist mein Pferd; mit dem reite ich in meiner Freizeit in der Gegend herum. Und ich lasse mir gern an Nord- und Ostsee den Wind um die Nase pusten und garniere das Ganze mit einem schönen Glas Wein und einem leckeren Fischbrötchen.
Infos zum Auftritt bei Nortex am 27.3.2022
Stephanie Steup tritt mit „Rock.Pop.Platt“ im Rahmen des Verkaufsoffenen Sonntags am 27. März bei Nortex auf, bei dem das Modehaus zur Frühlingssaison die aktuellen Kollektionen von rund 240 internationalen Modemarken präsentiert. Geöffnet ist ab 11 Uhr, Einkaufen ohne Hektik ist in der Zeit von 12 bis 17 Uhr möglich – zudem bietet das Café-Bistro lecker-deftige Rinderrouladen an. Das Konzert mit Stephanie Steup und ihren „Danzdeerns“ ist gratis und beginnt um 11 Uhr.