124 Jahre Textilproduktion: Interview mit Moritz Meyer zu Erpen, Geschäftsführer des Familienunternehmens Wellington of Bilmore, über den klassisch britischen Landhausstil, nachhaltige Bekleidung und die eigene Firmenphilosophie.
Herr Meyer zu Erpen, was tragen Sie jetzt in diesem Moment?
Moritz Meyer zu Erpen: Ich trage tatsächlich gerade ein „Wellington of Bilmore“-Sakko, mit Billet-Tasche, cognacfarbenen Echtleder-Patches an den Ellenbogen und gefertigt aus Harris Tweed. Letzteres ist ein populärer, robuster und handgewebter Oberstoff aus Schottland. Dazu trage ich farblich abgestimmt passende Wildlederschuhe, ein weißes Hemd, italienische Krawatte, Blue Jeans und waldgrüne Socken (lacht).
Das kann man sich gut vorstellen! Abgesehen vom Job – was ziehen Sie privat gern an?
Moritz Meyer zu Erpen: Ich trage auch privat gern bequeme Sakkos – damit ist man immer gut angezogen, nie zu sportlich, nie zu schick. Außerdem zählen ein gutes Hemd, eine hochwertige Jeans und Sneaker zu meinen Favoriten.
Auf welche Details achten Sie dabei besonders?
Moritz Meyer zu Erpen: Auf die Qualität der eingesetzten Materialien, besonders des Oberstoffs: die müssen schon hochwertig sein, damit ich mich wohlfühlen kann. Das sind zum Beispiel tolle Kammgarne, auch schöne Tweeds. Wichtig ist mir natürlich auch die Passform.
Stichwort „Brit Style“: Auch hier gibt es Trends, was Schnitte, Stoffe, Farben angeht. Welche sind das?
Moritz Meyer zu Erpen: Der „Brit Style“ ist unheimlich zeitlos und vielseitig. Er umfasst klassische Schnitte, oft mit dezenten Nuancen; teils sind allerdings durchaus auch mal laute Farben dabei! Etwa bei den brilliant gewebten englischen Tweeds – da gibt es kaum Grenzen von knallgelb bis leuchtend orange und vom frischen Frühlingsgrün bis zum blauen Fischgrat.


Passt das auch zu Ihrem persönlichen Modegeschmack und -stil?
Moritz Meyer zu Erpen: Ich finde, der „Brit Style“ spiegelt die Eleganz und Raffinesse unserer Marke wider. Und er ist mir auch persönlich sehr nah: Ich genieße es, mehrere Tweedsakkos in ganz verschiedenen Farben im Schrank zu haben; daraus ergibt sich eine großartige Möglichkeit, die Kleidung miteinander zu kombinieren! Zum Beispiel kann man zu einem Sakko mit Überkaro perfekt eine blaue Jeans, eine hellbraune Cordhose oder eine graue Flanellhose anziehen. Uns geht es dabei immer darum, erlesene Stoffqualitäten mit gefitteter Passform anzubieten, sodass das Sakko an den richtigen Stellen nicht zu lang und „kastig“ wirkt, sondern dem Zeitgeist angepasst und, auf eine gewisse Weise, auch sexy.

„Wellington of Bilmore“ – was hat es mit dem Namen auf sich?
Moritz Meyer zu Erpen: Den Namen hat mein Großvater entwickelt, aus seiner Phantasie heraus. Er begleitet uns schon lange und soll die Zugewandtheit unseres Traditionsunternehmens in Bezug auf hochwertige Kleidung im britischen Country-Stil widerspiegeln: Unsere Familie ist regelrecht fasziniert von dieser Kleidung, ihrem Flair – und auch, wie die Ausgangsstoffe dafür hergestellt wurden und immer noch werden.
Das Familienunternehmen wurde 1899 gegründet, sie führen es in 5. Generation. Wie begann das?
Moritz Meyer zu Erpen: Anfangs wurden blaue Arbeiteranzüge produziert und verkauft, das war praktisch die Urzelle. Daraus entwickelte sich relativ zügig die Konfektions-, Mantel- und Jackenproduktion, die klassische Herrenmode also. Wir sind der Fabrikation klassischer Herrenmode immer treu geblieben, in den 1980ern kam dann die Damenmode hinzu.


Welcher Grundgedanke steckt dahinter? Lässt sich daraus ein geschäftliches „Erfolgsrezept“ ableiten, das bis heute gültig ist?
Moritz Meyer zu Erpen: Der Grundgedanke unseres Unternehmens ist, dass bei uns hochwertige Handwerkskunst, zeitlose Eleganz und der Anspruch auf höchste Qualität zusammentreffen. Unser Erfolgsrezept ist es seit jeher, eben diese zeitlose Eleganz anzubieten und gleichzeitig mit den veränderten Kundenansprüchen Schritt zu halten. Das ist bis heute gültig – und es ist mein Wunsch und Ziel, das auch genau so an die sechste Generation zu übergeben.
Thema Nachhaltigkeit: Sie produzieren in Europa, auch mehrere Stofflieferanten haben dort ihren Sitz. Wo genau entsteht eines Ihrer Sakkos, Blazer oder Mäntel? Und unter welchen Bedingungen?
Moritz Meyer zu Erpen: Das Gros unserer Sakkos, Blazer, Mäntel und Jacken wird hier in Europa hergestellt. Die Produktion ist teils in England, teils in Ungarn nah an der österreichischen Grenze. Die Oberstoffe, die wir für ein Sakko einsetzen, sind beispielsweise handgewebtes Harris Tweed aus Schottland, der Unterkragenfilz kommt von der bayrischen Filzfabrik, die Knöpfe stammen aus Deutschland, von der Firma Knopf Schäfer, die Futterstoffe beziehen wir aus einer italienischen Traditionsweberei, weiteres Material wie Einlagen und Ärmel-Fiche kommen aus Österreich von Kufner. Ein durch und durch europäisches Produkt also: Wir tun das, um unserem eigenen Anspruch gerecht zu werden – hier treffen unsere Firmenphilosophie und Leidenschaft zusammen!
Welche Kunden spricht die Marke an – achten die auf eine möglichst nachhaltige Fertigung?
Moritz Meyer zu Erpen: Eigentlich spricht unsere Ware jeden an, der sich über Nachhaltigkeit Gedanken macht. Und das erwarten wir auch: Nachhaltigkeit fängt mit Qualität an! Das sie auch günstiger sein kann, sollte der Kunde am eigenen Geldbeutel erfahren, denn unser Sakko hält nicht nur ein, zwei oder drei Jahre, sondern er hat viel länger etwas davon.
Zugleich bemühen wir uns auch um nachhaltige Produktionsbedingungen: Gerade sind wir dabei, die mittlerweile dritte Photovoltaikanlage unseres Betriebs einzurichten, um uns und andere C02-neutral mit Energie zu versorgen. Dazu kommt ein hochenergieeffizienter Neubau, den wir vor zwei Jahren in Werther in Westfalen bezogen haben. 100 Prozent unserer Unternehmensfahrzeuge fahren elektrisch, so leisten wir einen Beitrag, um das Klima zu schützen.
Was bekommen Sie als Feedback von Kunden und Lieferanten?
Moritz Meyer zu Erpen: Ein durchweg positives Feedback. Manchmal sind unsere Kunden und Kundinnen sind allerdings frustriert, wenn sie nach zehn, zwölf Jahren zu uns kommen und sagen, sie hätten den gleichen Artikel in Farbe und Größe gern noch einmal. Dann können wir nicht liefern, weil ja auch wir schon mit der Zeit gehen und neue Modell führen. Aber anders verpackt ist das auch ein Kompliment, denn es bedeutet: Der Kunde kennt und wertschätzt die Qualität – und eigentlich ist es die, die er noch einmal kaufen möchte. Und die er auch bekommt.
Sind „Dufflecoat“-Mäntel in dieser Hinsicht eher zeitlose Klassiker?
Moritz Meyer zu Erpen: Ja, genau. Diese Mäntel werden auch heute noch hergestellt, bei uns tatsächlich „Made in England“, mit echten Lederknebeln und Hornspitzen. Ein unheimlich schönes, elegantes Kleidungsstück, dass auch praktikabel und bequem ist. Ein typischer Dufflecoat hat eine Kapuze und Knebelverschlüsse an der Knopfleiste.

„Wellington of Bilmore“ und Nortex – was macht diese Beziehung aus?
Moritz Meyer zu Erpen: Unsere Beziehung basiert auf gemeinsamen Werten und einem gemeinsamen Engagement für Qualität, Passform und Nachhaltigkeit. Wir schätzen die Zusammenarbeit sehr – und teilen die Vision, hochwertige Mode anzubieten. Hier gibt es Verlässlichkeit, von beiden Seiten und über etliche Jahre hinweg.
Die Pandemie ist vorbei. Wie kam Ihr Unternehmen durch diese krisenhafte Zeit?
Moritz Meyer zu Erpen: Dies Zeit war absolute Herausforderung, der wir mit Anpassungsfähigkeit und der Unterstützung durch unsere Kunden begegnet sind. Unsere Absatzzahlen sind während der Pandemie nicht zurückgegangen. Wir haben die Krise genutzt, um unsere Online-Präsenz auszubauen und Prozesse zu optimieren; so konnten wir gestärkt aus der Zeit hervorgehen.
Wie blicken Sie in die Zukunft?
Moritz Meyer zu Erpen: Positiv. Wir planen, unsere Marke zu stärken und weiter auszubauen. Dabei wollen wir innovative Wege und mit der Zeit gehen. Parallel wird unsere gesamte IT und Warenwirtschaft weiter optimiert und digitalisiert: Wir halten also Schritt und bleiben stetig am Ball.
Abgesehen von Ihnen – wer aus Ihrer Familie engagiert sich noch für das Unternehmen?
Moritz Meyer zu Erpen: Mein Vater steht mir, auch nachdem ich die Geschäftsführung 2017 übernommmen habe, beratend zur Seite. So viel Lebens- und Branchenerfahrung ist herrlich zu haben! Das ist Gold wert, es wäre töricht, sie nicht zu nutzen. Außerdem ist meine Frau Julia im Unternehmen beschäftigt.

Wenn sich Ihre Gedanken mal nicht um das Unternehmen kreisen – welchen Hobbies gehen Sie dann nach?
Moritz Meyer zu Erpen: In meiner Freizeit genieße ich es unheimlich gern, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Außerdem bin ich passionierter Golfer und gehe auch gern an die frische Luft.
Das Modehaus Nortex, Grüner Weg 9-11, in 24539 Neumünster ist von Montag bis Freitag von 9 bis 19 Uhr sowie am Samstag von 8.30 bis 19 Uhr geöffnet. Mehr Infos sind verfügbar unter Telefon 04321 – 87000, per E-Mail an info@nortex.de sowie auf www.nortex.de. Besuchen Sie uns gern auch auf Facebook und Instagram!