„Mein Wille geschehe“

Wie der Lübecker Pastor Bernd Schwarze Krimi und Kirche miteinander verknüpft

Lübeck. Ein Geistlicher wird zum Mörder: Mit einem Krimi im Kirchenmilieu feiert Bernd Schwarze sein Romandebut. Darin sorgt der Lübecker Pastor schreibend für frischen Wind im Genre – und webt einem spannenden Plot rund um Mord und Kirche, Schuld und Sühne. Dabei half ihm Bestseller-Autor Sebastian Fitzek, der gemeinsam mit Schwarze die Idee für den Krimi entwickelte (Foto oben: Gene Glover)

Der Pastor schlägt zu. Nicht im übertragenen Sinn, sondern buchstäblich. Mit einem massiven Kruzifix und vor dem Altar. Das Opfer sinkt tot zu Boden. Das Tatmotiv: ohnmächtiger Zorn. Keine Angst – die geschilderte Szene ist nicht wirklich passiert. Doch sie ist so eindringlich geschrieben, dass es sich anfühlt, es könnte tatsächlich gewesen sein: Der todbringende Schlag in der Sakristei ist einer der Schlüsselmomente im brandneuen und ersten Krimi von Bernd Schwarze, Pastor an der St.-Petri-Kirche zu Lübeck.

In der Story geht es um einen frustrierten und erfolglosen evangelischen Geistlichen, der an seinem Leben und seiner Arbeit verzweifelt: Benedikt Theves, so die Hauptfigur aus Schwarzes Kriminalroman, ist Pastor an der Petri-Kirche im fiktiven Ort Alsberg. Er geht zur Psychotherapeutin, nimmt Antidepressiva – und ist „unzumutbar für seine Gemeinde, weil er keine Ideen hat“, beschreibt ihn sein Erfinder Schwarze. Das währt etwa solange, bis ein junges Mädchen zur Beichte will.

Der Lübecker Pastor Bernd Schwarze hat einen Kriminalroman geschrieben. Foto: privat

„Es wird dann sehr bald haarsträubend und auch überraschend mörderisch“, verrät der Autor. Denn ein Fiesling meldet sich ebenfalls, unter einem Vorwand, zur Beichte an, bei der es zum Eklat kommt. „Was danach geschieht, wird nicht nur für die Spannung, sondern auch für die theologische Tiefe der Geschichte bedeutsam.“ Ruft er die Polizei und stellt sich? Entsorgt er die Leiche? Die Antwort steht im Buch.

Das Thema Beichte, und verbunden damit die Aktualität von Schuld und Vergebung, rückt Schwarze besonders in den Fokus. Manchmal gehe es in einem Seelsorge-Gespräch, um mehr als Zuspruch, so der Theologe: „Manche Menschen haben ein Bedürfnis danach, sich ganz zu öffnen und von jemandem ein Signal zu bekommen, dass es, trotz allem, was im Leben schief gelaufen ist, wieder einen Neuanfang geben kann.“ Die Beichte gebe es entgegen landläufiger Meinung auch in der evangelischen Kirche.

An Eides statt: „Ich habe niemanden ermordet!“

Für den Roman habe er sich unter anderem von den Lübecker Kirchen St. Marien und St. Petri inspirieren lassen, so Schwarze. „Das sind eindrucksvolle Gebäude, die wunderbare Szenerien darstellen, in denen ungewöhnliche Geschichten passieren können“, sagt er. Identifiziert er sich mit seinem Romanhelden? „Ich erkläre an Eides statt, niemanden ermordet zu haben in meinem Leben!“, sagt der Theologe und lacht. Er könne sich zwar gut von seinem Romanhelden abgrenzen, doch manches auch nachfühlen.

Den Kern der Geschichte habe er mit Bestseller-Autor Sebastian Fitzek entwickelt, den er seit langem kennt. Eigentlich wollte Schwarze seinem Freund vorschlagen, einen Thriller zu schreiben, der in der Kirche spielt. „Vor sieben Jahren haben wir dann zusammen im Biergarten gesessen, drauflos gesponnen und einen ersten Plot entworfen. Am Ende meinte Fitzek: „Fang‘ doch einfach mal an!“ Fünf Jahre hat Schwarze daran geschrieben, besonders in der Urlaubszeit. „Wenn das Ferienhaus in Dänemark erreicht war, habe ich nicht zuerst die Badehose ausgepackt, sondern den Rechner auf den Tisch gestellt“, sagt er mit einem Schmunzeln.

Der Roman „Mein Wille geschehe“ von Bernd Schwarze erscheint am 1. Juli im Verlag Knaur Taschenbuch. Der Krimi hat 384 Seiten und kostet 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52752-8