Gefühlvoll auf Föhr

Für die Ausstellung „Inseljugend“ hat Fotograf Andreas Jorns den Alltag junger Menschen auf Föhr festgehalten

Alkersum/Föhr. „Eine Insel ist doch langweilig. Da ist nichts los. Da kann man doch nur im Sommer Spaß haben. Die sind dort bestimmt alle voll wortkarg, typisch norddeutsch. Überall nur Meer, das ist doch total eintönig, oder?“

Das schreibt die 18 Jahre junge Föhrerin Clara von Stülpnagel auf der Internetseite des Museums Kunst der Westküste. Dort erzählt sie, wie es war, an einer besonderen Ausstellung mitzuwirken: Der Fotograf Andreas Jorns hat über mehrere Wochen hinweg mehr als 100 junge Menschen zwischen 15 und 19 Jahren auf der Nordseeinsel begleitet. Er war auf der Suche nach Antworten auf mehrere Fragen, die ihn beschäftigen. Beispielsweise, wie es sich lebt auf einer nordfriesischen Insel, wenn man jung ist. Und ob die Menschen dort einsam sind – oder das Gemeinschaftsgefühl größer ist als andernorts. Und wie war es während der Pandemie?

Foto: Andreas Jorns

Ausstellung zeigt Auswahl aus 4000 Fotos

Jorns war dabei, als die Jugendlichen feierten, er hat sie in ihren Häusern fotografiert, an ihren Lieblingsorten, Sehnsuchtsplätzen und mit Dingen, die ihnen wichtig sind. Herausgekommen sind insgesamt rund 4000 Fotos, eine ausdrucksstarke Auswahl davon ist  ab sofort im Rahmen einer Ausstellung im Museum Kunst der Westküste auf Föhr zu sehen sind. Und Einblicke geben, wie die Inseljugend tickt, welche Probleme sie beschäftigt, was sie zusammenhält – und wovon sie träumt.

Foto: Andreas Jorns

Auf Föhr kann es schon mal still, karg und vielleicht sogar ein wenig trist werden, ebenso wie anderswo auch. Aber dass es dort zu einsam, zu langweilig sei, dazu schreibt findet Clara von Stülpnagel: „Alles Quatsch!“ Als Jugendliche auf der Insel könne man richtig Spaß haben. „Ich würde sogar behaupten: Wir lassen es im Winter richtig krachen! Selbst wenn nichts los ist, sorgen wir eben dafür, dass etwas los ist!“

Brave Chorproben, wilde Partys

Das zeigen Jorns‘ Bilder. Es sind gesellige, lustige, abwechslungsreiche, spannende Momentaufnahmen aus dem Alltag der Inseljugend: brave Chorproben, aber auch wilde Partys. Ikonenhafte Schwarzweiß-Aufnahmen am Strand, ebenso bunte akrobatische Zirkus-Aufführungen. Und auch den Spaß beim Föhrer Silvesterbrauch „ütj tu kenknin“, bei dem die Kinder und Jugendlichen bunt kostümiert von Haus zu Haus ziehen, hat der Fotograf eingefangen.

Foto: Andreas Jorns

Die Aufnahmen stellen so etwas wie einen ersten bildhaften Querschnitt durch die Lebenswirklichkeit der Föhrer Teenager dar – und zeigen deren Verbundenheit mit der Insel und Zusammengehörigkeit untereinander. Zu sehen sind auch leise Szenen. Etwa, wenn Clara von Stülpnagel sich in eines ihrer Bücher vertieft. „Ich liebe das Lesen über alles und ohne Buch sieht man mich selten“, schreibt Clara.

„Ein Zuhause, das uns prägt“

Es gebe „nichts Schöneres, als beim Lesen in eine andere Welt abzutauchen“, sagt sie. Ein Ausflug in die Fantasie und Literatur. Genau das spiegelten auch Andreas Jorns‘ Fotos wider. Und gleichzeitig steht für Clara fest: „Föhr ist mehr als eine Insel, es ist unser Zuhause. Ein Zuhause mit Geschichte(n) und Traditionen. Ein Zuhause, das uns prägt und auf das wir stolz sind.“

Die Foto-Ausstellung „Inseljugend“ ist bis zum 27. November im Museum Kunst der Westküste, Hauptstraße 1, in Alkersum auf Föhr zu sehen. Weitere Infos sind verfügbar unter Telefon 04681/747400, per E-Mail an info@mkdw.de sowie im Internet auf www.mkdw.de.