Die Renaissance der Rübe

Die darf im echten Norden einfach nicht fehlen: Wissenswertes rund um die Steckrübe – und ein Rezept für Rübenmus nach Holsteiner Art

Schleswig-Holstein. Regen, nichts als Regen: Weil der Herbst so nass war, breitete sich anno 1916 eine Kartoffelfäule auf den Äckern des Deutschen Reichs aus. Die Folge: weite Teile der Bevölkerung hungerten wegen der Missernte und einer britischen Seeblockade. So blieb vor allem die Steckrübe als robustes, nahrhaftes Lebensmittel, das in vielen Variationen zubereitet wurde. Steckrübensuppe, Steckrübenauflauf, Steckrübenkoteletts, Steckrübenpudding, Steckrübenmarmelade und Steckrübenbrot – bald schon waren die Bürger der Rübe überdrüssig.

Gut für Körper und Seele

Heute denkt kaum jemand mehr zurück an den Steckrübenwinter vor gut hundert Jahren. Doch die Steckrübe hat eine Renaissance erlebt und unsere Speisekarte neu erobert: waren Rübenmus und Co. früher verpönt, setzt heute sogar die gehobene Küche darauf. Im echten Norden dient die Rübe vornehmlich als Hauptzutat vom „Rübenmus nach Holsteiner Art“, gern mit Kassler, grober Kochwurst und einer nicht zu knappen Portion Senf: eine deftig- leckere Mahlzeit, die Körper und Seele gut tut – und ebenso zum Winter gehört wie der berühmte Grünkohl.

Die Steckrübe bringt von sich aus einen herb-würzigen Geschmack mit – roh sollten sie allerdings nicht gegessen werden! Gekocht ist jene Süße dabei, die für das geschmackliche i-Tüpfelchen sorgt. Darüber hinaus enthalten Steckrüben zahlreiche Inhaltsstoffe, die unser Körper jetzt in der kalten Jahreszeit gut gebrauchen kann, um gewappnet zu sein gegen Erkältungen und andere Infekte.

Wenig Kalorien, viele Vitamine

Denn sie sind reich an Vitaminen, Traubenzucker und Eiweiß. Hinzu kommen lebenswichtige Mineralien, dank des hohen Wassergehalts sind die Rüben zudem besonders kalorienarm. Fazit: Das Gemüse ist bestens geeignet für alle, die schwungvoll und fit durch den Winter kommen wollen!

Wurzelgemüse, zu dem auch die Steckrübe zählt, ist schon seit Jahrtausenden Bestandteil der menschlichen Ernährung – bereits in der Steinzeit wurden die würzige Wurzeln verspeist! Heute dauert die Erntezeit der Steckrüben von September bis April. Etwa 80 Prozent der in Deutschland verkauften Steckrüben wurden auch hier erzeugt – ein Großteil davon wächst auf Äckern in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg- Vorpommern.

Kleine und gelbe Steckrüben besonders schmackhaft

Je nach Sorte ist ihr Fruchtfleisch entweder weiß oder gelb gefärbt. Für die Verwendung in der Küche sind die kleineren und gelben Exemplare besonders gut geeignet, da sie aromatisch- würzig und fein-süß im Geschmack sind. Übrigens: Noch ausgeprägter ist das Aroma, wenn Steckrüben auf dem Feld den ersten Frost erlebt haben. Im Gemüsefach des Kühlschranks bleiben Steckrüben bis zu zehn Tage genießbar.

Rezept: Rübenmus nach Holsteiner Art

Zutaten für 6 Portionen:
500 g Kasseler oder Kasseler Nacken
4 Kochwürste
800 g Steckrübe
400 g Kartoffeln
200 g Möhren
Gemüsebrühe nach Geschmack
Salz, Pfeffer

Zubereitung:
Das Fleisch etwa 90 Minuten mit Wasser bedeckt
gar kochen und dann aus dem Wasser nehmen.
Das Gemüse schälen und in Würfel schneiden.
Dann im Fleischsud zusammen mit den Gewürzen
zirka 30 Minuten kochen. Nach der Hälfte
der Garzeit die Kochwürste ebenfalls garen und
das Fleisch erwärmen. Nach Ende der Garzeit die
Flüssigkeit abgießen und auffangen.
Das Gemüse pürieren, nach Bedarf etwas Flüssigkeit
zugeben. Mit Salz und Pfeffer nach
Geschmack würzen.

Besonders wichtig: Zum Rübenmus Senf bitte
reichen! Lecker schmecken süß-sauer eingelegte
Rote Beete oder Kürbisse dazu.
Selbstredend schmeckt Holsteiner Rübenmus
frisch gekocht herrlich – es lässt sich jedoch wunderbar
noch einmal am nächsten Tag aufwärmen
und gewinnt dabei eher noch an Geschmack.

Rezept der Landfrauen aus dem
Kreis Schleswig-Flensburg