Schleswig-Holstein. Sie haben gerade die letzte Seite des packenden Romans gelesen – und sind schon auf der Suche nach neuem, hochwertigen Lesestoff? Da könnten die Nortex-Buchtipps helfen: In einer kleinen Serie stellen Bibliothekare und Bibliothekarinnen in Schleswig-Holstein passende Lektüre und weitere Medien für den Sommer und die Ferienzeit Bücher vor, die sie für besonders lesenswert halten.
Hier treffen packende Krimis, romantische Liebesromane und detailreiche Sachbücher auf historische Themen, lustig-pfiffige Kinderbücher und manch anderes mehr; was die vielbelesenen Literatur-Experten empfehlen, ist kunterbunt gemischt. Heute kommt ein Tipp von Kristin Elin Berke von der Stadtbibliothek Lübeck: Sie legt dem interessierten Lesern „Der Herr der Raben: Mein Leben als Ravenmaster“, geschrieben von Christopher Skaife, ans Herz.

Zum Inhalt des Buches schreibt Berke: Seit Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts (oder vielleicht auch schon länger…) leben meist sieben Raben im Tower von London und die Legende besagt, England gehe unter, sobald die Raben den Tower verlassen. Da dieser Fall natürlich unter keinen Umständen eintreten soll, hat man sich im Vereinigten Königreich den Beruf des Ravenmasters einfallen lassen, der die Tower-Raben hegt und pflegt.
Die „sonderbarste Aufgabe“ im ganzen Land
Derzeit hat Christopher Skaife diese, wie er selber sagt „sonderbarste Aufgabe des Landes“ inne. In seinem Buch berichtet er auf heitere Art und Weise von seinem persönlichen Werdegang und seinem – nicht so sehr alltäglichen – Alltag mit den Raben. So entwischt ihm an einem Abend einer der Vögel, der auf den klangvollen Namen Merlina hört. Der Rabenmeister begibt sich in der Dunkelheit auf die Suche nach dem Tier und muss zu diesem Zweck an einem unappetitlichen Tümpel entlang balancieren.

Und das endet dann so: „Es folgte einer jener Momente, in denen blitzartig unser ganzes Leben an uns vorüberzieht, und dann versank ich zwischen Müll und verwesenden Taubenkadavern in der stinkenden Brühe. Während ich mich noch aus dem Wasser hievte, sah ich mich plötzlich Auge in Auge mit Merlina, die aus ihrem Versteck gekrabbelt war und nun kopfschüttelnd zu mir herabschaute.“
Fast nebensächlich, dass Christopher Skaife eigentlich an diesem Tag mit seiner Frau zum Geburtstagsessen verabredet gewesen war… Wer noch mehr Anekdoten über geklaute Chipstüten und entführte Teddybären lesen möchte, dem sei „Der Herr der Raben“ ans Herz gelegt. Wer sich für englische Geschichte interessiert, kommt ebenfalls auf seine Kosten.